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Meissener Porzellan

 

Meißener Porzellan (Handelsmarke: Meissener Porzellan) ist Porzellan aus der ersten europäischen Manufaktur, die von ihrer Gründung im Jahr 1710 bis 1863 auf der Albrechtsburg in Meißen und später in einem eigenen Werk produzierte. 1710 als «Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur» gegründet, ging sie 1806 als «Königlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur Meissen» aus dem Besitz der Krone in das Eigentum des Finanzministeriums über. Im Zuge der verfassungsmäßigen Erneuerung des staatlichen Eigentums nannte sich das Unternehmen ab 1918 «Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen». In der DDR-Zeit war die Manufaktur ein Volkseigener Betrieb (VEB); seit dem 26. 6. 1991 firmiert sie als «Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH»; Gesellschafter ist der Freistaat Sachsen.

Bereits in den ersten Jahren nach der Manufakturgründung gab es verschiedene Porzellankennzeichnungen. Doch erst die blaue Unterglasurfarbe im Jahre 1720 ermöglichte eine fälschungssichere Markierung. Bis etwa 1730 wurden Buchstabenfolgen benutzt wie z.B. «K.P.M.» (Königliche Porzellan-Manufaktur), «M.P.M.» (Meissener Porzellan-Manufaktur) oder «K.P.F.» (Königliche Porzellan-Fabrik). Zum Symbol für die Manufaktur sind jedoch die gekreuzten Schwerter geworden. Die Schwertermarke hatte sich ab 1731, als alle Porzellane aus Meißen mit einer Marke versehen sein mussten, gegen die AR-Marke und den Merkurstab durchgesetzt. Zur Kennzeichnung qualitativ nur bedingt brauchbarer Ware, aber auch zur Kennzeichnung sogenannter Weißware, werden nach der Glasur an den Schwertermarken Schleifstriche angebracht. Die ersten Markierungen dieser Art sind auf Teilen aus der Zeit um 1764 zu finden. Die Schwerter fielen zunächst sehr unterschiedlich aus; ihre Merkmale variierten und wiederholten sich mit den Jahren, was eine zeitliche Bestimmung manchmal erschwert. Die typische «Knopfschwertermarke» mit ihren knopfförmigen Knäufen erschien Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde bis 1924 in Variationen beibehalten. Ab 1924 gab es dann die korrekt gezeichneten, zueinander gebogenen Schwerter ohne Knäufe, die bis 1934 einen zusätzlichen Punkt zwischen den Klingen hatten. Die Registrierung der Marken der Porzellan-Manufaktur erfolgte nach der Einführung des Reichsgesetzes zum Markenschutz in Deutschland am 20. Mai 1875. Die Handelsmarken «Böttgersteinzeug» und «Meissener Porzellan®» wurden 1919 und 1985 registriert.

Die ersten Erzeugnisse der Manufaktur bestanden aus dem feinen, außerordentlich harten roten Steinzeug, das Johann Friedrich Böttger entwickelt hatte. In der Form folgten sie barocken Silberarbeiten und wurden mit Reliefornamenten (Akanthusblättern, Löwenköpfen usw.) oder eingeschnittenen Linien verziert oder mit Lackfarben bzw. Emailfarben bemalt. Einige wenige Stücke sind entweder poliert oder gemuschelt (d.h. mit der Schleifscheibe eines Glasschneiders facettenartig geschnitten) – ein Verfahren, das der Schönheit des Materials, vergleichbar einem harten Stein, sichtbaren Ausdruck verleiht. Das rote Steinzeug wurde schrittweise ersetzt durch das weiße Hartporzellan, dessen geheimnisvolle Zusammensetzung Böttger im Januar 1708 entdeckt hatte. Nach Erfindung der erforderlichen Hartporzellanglasur und ersten Dekorfarben (1709) begann Böttger mit den Arbeiten zur fabrikmäßigen Produktion.

Dem von Böttger 1709 zusammen mit Glasur und Mahlwerk zum Patent angemeldeten «weißen Porzellan» fehlte noch der Feldspat; es hatte deshalb ein geringes Sinterintervall mit folglich hoher Fehlerrate. Nach ersten Formgebungen nach Goldschmiedeart wurden glatte Gefäße produziert und mit den von Johann Gregorius Höroldt entwickelten Aufglasurfarben dekoriert. Bevorzugte Motive waren Landschaften, Chinoisserien sowie gerahmtes Laub- und Bandelwerk. Um 1740 wurden die bis dahin üblichen chinesischen und japanischen Dekore von «deutschen Blumen» abgelöst. Außerdem kam das sogenannte Zwiebelmuster in Unterglasurblau auf den Markt.

Einen großen Anteil am Produktionsprogramm der Manufaktur hatte die figürliche Plastik. Schon in der Zeit August des Starken wurden neben der umfangreichen Produktion von Prunk- und Schmuckgeschirr für den Bedarf des Dresdner Hofes Miniaturen und Prunkfiguren für repräsentative und dekorative Zwecke angefertigt. Modelleur war bis 1731 Johann Gottlieb Kirchner, bekannt für seine großen weißen Tiergestalten. Danach bestimmte sein Mitarbeiter und Nachfolger Johann Joachim Kändler für eine Generation nicht nur die Entwicklung der Figurenplastik in Meißen, sondern auch die anderer deutscher Manufakturen.

Eine Nachblüte erlebte die Königliche Porzellanmanufaktur von 1774 bis 1814 unter Graf Camillo Marcolini. Bekannt sind die farbig staffierten Kleinplastiken, die der französische Bildhauer und Modellmeister der Manufaktur Michel Victor Acier (1736–1799) und sein Mitarbeiter Johann Carl Schönheit (1730–1805) schufen. In dieser vom Klassizismus geprägten Epoche setzte schon vor Ende des 18. Jahrhunderts der Niedergang ein, der im Kopieren von Formen aus älteren Epochen und Nachahmen der Porzellane aus Sèvres und des Wedgwood-Steinzeuges gipfelte.

Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts hatte die Meissener Manufaktur mit großen Absatzschwierigkeiten zu kämpfen. Bedeutende Aufträge seitens der von Kriegen und Schulden gebeutelten Fürstenhäuser waren rar. Die fehlende Zeitgemäßheit des Produktionsprogramms trug zusätzlich zu der schlechten wirtschaftlichen Lage bei. Meißen überstand jedoch die Krise und wurde 1831 als Staatsinstitut dem sächsischen Finanzministerium unterstellt.

Die Rückbesinnung deutscher und ausländischer Fürstenhäuser auf ihre Blütezeit schlug sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in zunehmenden Bestellungen traditioneller Meißener Zier- und Geschirrporzellane in der Formensprache des Barocks und des Rokokos nieder. Eine langsame Gesundung des Unternehmens setzte ein, an der das gehobene Bürgertum dieser Zeit zunehmenden Anteil hatte. Dem künstlerische Anliegen der Manufaktur war diese Entwicklung allerdings nicht förderlich. Die Verschönerung traditioneller Porzellane standen häufig im Vordergrund; nur manchmal gelangten Neuschöpfungen im Rahmen des sogenannten Historismus.

Zu den bemerkenswerten Leistungen des 19. Jahrhunderts gehörten dagegen einige Einzelstücke, die speziell für Messen und Ausstellungen angefertigt wurden. Dazu gehörten zum Beispiel die Goethe- und Dürer-Statuetten von Christian Daniel Rauch, die impressionistischen Blumenstillleben von Julius Eduard Braunsdorf sowie die Pâte-sur-Pâte-Malereien nach französischem Vorbild. Der Anteil an einfachen Gebrauchsgeschirren am Produktionsvolumen nahm in dieser Zeit ständig zu. Neben beliebten Dekoren wie «Voller grüner Weinkranz», «Gestreute Blümchen» und «Meißener Rose» wurde das Zwiebelmuster-Dekor zum Verkaufsschlager.

Die geringen Erfolge auf der Pariser Weltausstellung 1900 führten zusammen mit der zunehmenden Begeisterung für die Porzellane aus der Königlichen Porzellanmanufaktur Kopenhagen zu einem Wandel in der Geschirrgestaltung und -dekoration. Mit dezenten hochwertigen Aufglasurfarben auf künstlerisch höherwertigem Gebrauchsporzellan orientierte man sich bewusst an den wachsenden Ansprüchen des Mittelstandes. Erste Anregungen aus dem Jugendstil kamen von Konrad Hentschel; das später entstandene großflächige, nicht reliefierte Service «T-glatt» bestach mit ästhetischen Flügel- und Ahornmustern.

Über die eigenen Anstrengungen hinaus wurde versucht, auch freie Künstler in die Porzellangestaltung mit einzubeziehen. Zu den Externen gehörten u.a. die Architekten Richard Riemerschmid und Henry van de Velde. Beide wurden jedoch in der Erwartung, auf die Geschirrgestaltungen für den Massenbedarf Einfluss nehmen zu können, enttäuscht. Auch die weiteren Jugendstilservice und -dekore von Rudolf Hentschel, Otto Voigt, Theodor Grust, Joseph Maria Olbrich, Arthur Barth und Friedrich Offermann konnten das Zwiebelmuster nicht entthronen. Mehr Erfolg hatte der Jugendstil bei der Figurenplastik. Das von dem Berliner Bildhauer Walter Schott 1897 angekaufte Modell der Kugelspielerin war eine der in den folgenden Jahren meistproduzierten Kleinplastiken. Der Tierplastik gab Paul Kalther entscheidende Impulse; Philipp Lange und Theodor Eichler modellierten volkstümliche Gruppen und stilsichere Kleinplastiken mondäner Damen. Figuren aus dem Themenkatalog des Rokokos schuf in dieser Zeit der Münchner Bildhauer Jacob Ungerer für die Manufaktur.

Nach dem Ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution übernahm Max Adolf Pfeiffer 1919 die Leitung des Betriebs. Die künstlerische Weiterentwicklung der Modellpalette war sein besonderes Anliegen. Dazu verpflichtete er den Maler, Illustrator und Plastiker Paul Scheurich, der die figürliche Porzellanplastik Meißens zu einem neuen Höhepunkt führte und weltweite Anerkennung fand. Andere freischaffend für Meißen tätige Künstler waren Max Esser, Ernst Barlach und Gerhard Marcks. Paul Börner entwickelte in den 1920er- und 1930er-Jahren einfache und formschöne Geschirre, die vielen Porzellanfabriken Vorbild waren.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde zunächst eine provisorische Fertigung in Form einer Sowjetischen Aktiengesellschaft wieder aufgenommen. Nach vergeblichen Bemühungen um den Wiederaufbau rekrutierte man Dr. M. Mields aus jugoslawischer Kriegsgefangenschaft und überführte die Manufaktur wieder in deutschen Besitz. Mields setzte die Produktion wieder in den vorkriegsmäßigen Betriebszustand und brachte sie in den Folgejahren bis zum achtstärksten Devisenbringer der DDR. Zunächst verfolgte die Manufaktur das traditionelle Produktionsprogramm, bemühte sich aber ab den 1960er-Jahren wieder um zeitgemäße Ausdrucksformen. Die bedeutendste Neuschöpfung gelang unter Ludwig Zepner mit dem Service «Großer Ausschnitt». Unter den malerischen Verzierungen stachen das dezente Unterglasurdekor «Orchidee mit Ast in Blau» von Heinz Werner sowie die Aufglasurdekore «Mandelbäumchen», «1001 Nacht» und «Blütenreigen» von Heinz Werner und Rudi Stolle hervor. Neuschöpfungen bei Tafelaufsätzen und Darstellungen aus der Bühnenkunst steuerte Peter Strang bei.

1969 wurde Karl Petermann zum Direktor ernannt. Er stellte entscheidende technische Erneuerungen ein und stellte die Koexistenz traditioneller und freier künstlerischer Ausdrucksformen in den Vordergrund seiner Bemühungen. Auch nach der Wiedervereinigung im Jahr 1989 gehören zum Produktionsprogramm sowohl zeitgenössische Figuren, Gefäße und Geschirre (vorwiegend immer noch Ausformungen klassischer Modelle des 18. Jahrhunderts) als auch Geschirre mit Aufglasurdekoren und neu gestaltetem Zwiebelmusterdekor.

Im Jahr 2000 wurde die weltweit erste Orgel mit einem klingenden Register Orgelpfeifen aus Meissener Porzellan hergestellt. 2010 feierte das Unternehmen sein 300-jähriges Bestehen mit der Sonderausstellung «All Nations are welcome» und begann mit dem Ausbau der Marke Meissen® in den drei Geschäftsbereichen «Limitierte Kunstwerke», «Architektur & Interieur» sowie «Schmuck & Geschenken».

Die umfangreichste Sammlung Meissener Porzellane von den Anfängen 1710 bis heute wird im Museum of Meissen Art präsentiert. 1916 wurde das Museum als Schauhalle eröffnet, im Jahr 2005 durch ein Besucherzentrum erweitert. Die Fassade schmücken auf einer Gesamtlänge von 35 m und 9 m Höhe großformatige Wandflächen aus Meissener Porzellan. Die Motive erzählen die Geschichte der Manufaktur. © Dieser Text ist unter der Lizenz «Creative Commons Attribution/Share Alike» verfügbar.

 

www.meissen.com

Museum of Meissen Art

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