| Braun Die Firma Braun wurde 1921 von Max Braun in Frankfurt am Main gegründet und produzierte bis Anfang der 30er-Jahre Bauteile (Drehknöpfe, Skalenschieber, Transformatoren, Röhrensockel u.a.) für die aufstrebende Rundfunkindustrie. Als erstes eigenes Gerät wurde 1929 ein Kraftverstärker gebaut, dem weitere Radioempfänger sowie Plattenspieler folgten. 1932 brachte Braun eine Radio-Phono-Kombination auf den Markt, die als Gerätetypus fast ein halbes Jahrhundert lang für die Firma charakteristisch werden sollte. 1936 baute Braun einen der ersten Batteriekofferempfänger. Während des Zweiten Weltkriegs musste Braun Rüstungsaufträge übernehmen und fertigte vor allem Funkgeräte und Funksteuergeräte. 1941 stellte Max Braun erste Überlegungen und Versuche zur Konstruktion eines Scherblatt-Trockenrasierers an, der 1950 als «S 50» die entscheidende Diversifikation im bis dahin eindimensionalen Firmenprogramm einleitete. Gleichzeitig schuf sich Braun mit Küchengeräten eine dritte Produktlinie, von denen insbesondere der «Multimix» zu einem Designklassiker wurde. 1951 übernahmen die Söhne Artur und Erwin Braun die Firma und erweiterten die Programmlinie um die neue Gerätegattung der Elektronenblitzgeräte. Wesentlich kleiner, leichter und billiger als die bis dahin ausschließlich für den professionellen Gebrauch bestimmten Blitzgeräte war das Braun «Hobby deLuxe» (1952), das erste Amateurblitzgerät, das in Serie produziert wurde. Ebenfalls 1952 brachte Braun das Kofferradio «Commodore» und die Saftzentrifuge «Multipress» heraus, die amerikanischen Vorbildern folgte. Mitte der 50er-Jahre überraschte Braun durch eine radikale Umgestaltung des Programms, das gemeinsam mit den Designern Hans Gugelot, Herbert Hirche und Wilhelm Wagenfeld entwickelt worden war. Dieter Rams, der 1955 zu Braun kam, war ab 1968 Direktor für das Braun Produktdesign, ab 1988 Generalbevollmächtigter der Braun AG. Auf der Funkausstellung 1955 wurden die ersten Ergebnisse auf dem von Otl Aicher kongenial gestalteten Braun-Stand vorgestellt, u.a. der Phonokoffer «Combi» (von Wagenfeld), das Tischradio «TS-G» und der «Musikschrank PK-G» (von Gugelot) sowie das von Artur Braun und Fritz Eichler gestaltete Kleinradio «SK 2». Bis Ende der 50er-Jahre übernahmen unter der konzeptionellen Leitung der Unternehmer sowohl externe Designer als auch die im eigenen Hause wachsende Designabteilung die gestalterische Weiterentwicklung des Programms. Zu den Geräten, die in dieser Zeit Geschichte machten, gehört das Steuergerät «Atelier 1», der von Hans Gugelot und Dieter Rams gestaltete «Phonosuper SK 4» (1956) und die Taschenradios «T 3» und «T 4». Revolutionär war der von Rams entworfene «TP 1» (1959), eine tragbare Kombination von Taschenradio und Plattenspieler (mit Abtastung von unten!). «Studio 2» (1959) hieß die erste Hi-Fi-Anlage aus Einzelbausteinen im Braun-Programm. Eine Spitzenposition am Markt eroberten Ende der 50er-Jahre aber auch die Küchengeräte von Braun, allen voran die Küchenmaschine «KM 3» und der aktualisierte und verbesserte «Multimix», deren Form über Jahrzehnte fast unverändert blieb. Seit 1957 errang Braun weltweites Ansehen durch internationale Designpreise, u.a. den Grand Prix auf der 11. und 12. Triennale in Mailand (1957, 1960), den Compasso d'Oro (1962) und den Interplas (1963) in London. 1964 eröffnete das New Yorker Museum of Modern Art eine Galerie mit einer Ausstellung des kompletten Braun-Programms. Zu den ab 1959 neu aufgebauten Produktlinien gehörten Haarpflegegeräte (z.B. der Haartrockner «HLD 2» aus dem Jahr 1964), Lüfter und Heizlüfter (erstmalig mit Tangentialgebläse wie beispielsweise der von Dieter Rams 1959 gestaltete Heizlüfter «H 1» und der Tischlüfter «HL 1» von Reinold Weiss, 1961) und Foto- und Filmgeräte wie der Diabetrachter «D 5» (1962), die redesignte Nizo-Kamera «FA 3» (1963) oder die «Nizo S 8» (1965). Designklassiker wurden in dieser Dekade der Elektrorasierer «Sixtant» (1962), mit dem der eigentliche Siegeszug der Braun-Rasierer begann, der Weltempfänger «T 1000» (1963), das kompakte Tonbandgerät «TG 60» (1965), das drehbare, auf eigenem Fußgestell gelagerte Fernsehgerät «FS 80» (1965), die Schlagwerk-Kaffeemühle «KSM 1» (1965) sowie das Tischfeuerzeug «TFG 2», später «Cylindric» (1968) - ein Modellfall der Firmenökonomie, die für Braun charakteristisch wurde. So besteht der Körper des «TFG 2» aus einem schlichten Zylinder, aus dem sich die ovale Bedienungstaste nicht als zusätzliche Gestalt addiert, sondern einfach aus dem Zylinder «herausgeschnitten» wurde. Nachdem die Gillette Company 1967 (bis 2005) die Aktienmehrheit von Braun übernommen hatte, begann eine Ära der lebhaften Umschichtungen im Produktprogramm. Als neue Produktlinie wurden Tisch-Weckuhren entwickelt (wie 1971 «Phase 1», 1972 «Phase 2» und 1975 der Batteriequartzwecker «Exact»). Als Fotoneuheiten brachte Braun 1974 das Elektronenblitzgerät «F 900», den Tonfilmprojektor «Visacustic» (1976) und die Universalkamera «Nizo 4080» (1978) auf den Markt. Als erste Braun-Armbanduhr erschien 1976 die «Quartz LCD»; im selben Jahr begann die Firma auch eine neue Produktlinie mit Taschenrechnern (etwa mit dem legendären «ET 22»). In den 80er-Jahren wurde vor allem die Produktpalette der Elektrorasierer (Bartschneider, Ladyshaver, Folienrasierer) ausgebaut und technisch auf dem neuesten Stand gehalten. Ein immer wieder wichtiges Feld für das Design ist die Haptik der Geräte, was bei den Gehäusen der Spitzenrasierer zu einer neu entwickelten, speziellen Spritzgießtechnik führte: gute Stabilität einerseits und, durch Verwendung weicher Kunststoffe für die durchgespritzten Noppen, angenehme und sichere Griffigkeit. Große Fortschritte im Handhabungskomfort wurden durch wahlweisen Netz- oder Akkubetrieb erreicht. Zu den jüngeren Produktlinien bei den Haushaltsgeräten gehören Bügeleisen (etwa der «Vario 6000») und Kaffeemaschinen (z.B. «KF 80»), die vor allem durch ihre Formberuhigung (Säulenform) und ihre Bedienungsvereinfachung gefielen. Große Umsätze bescherten dem Unternehmen auch Haarpflegegeräte (Lockenstäbe, Haartrockner, Haarstyler, Warmluftbürsten, Schwebehauben) und die Produktlinie Mundpflege. Glatte, klar gegliederte Flächen ohne schmutzfangende Kanten, Vorsprünge oder Winkel kennzeichneten diese Geräte. Durch innovative Technik und ansprechendes Design setzte sich Braun in den 80er-Jahren auch bei Weckuhren sowie Reise- und Wanduhren durch. So erfand die Firma die Nachweckfunktion, die Voice-Control und 1988 die Reflex-Control. Aus dem Fotogeschäft zog sich Braun 1987 und aus dem Hi-Fi-Geschäft Anfang der 90er-Jahre zurück. Als letzte Edition wurden 1990 nummerierte und signierte Modelle der Serien «R 2», «R 4» und «CC 4» herausgegeben, die durch ihre sinnvolle Gruppierung und ergonomische Form bestachen. In den 90er-Jahren entstanden zwei bedeutende Produktsegmente: elektrische Zahnpflege und kosmetische Haarentfernung. Die Partnerschaft zwischen Braun und Oral-B führte zur Entwicklung von elektrischen Zahnbürsten, die vom Braun-Designteam gestaltet wurden. Braun entwickelte darüber hinaus Silk-épil-Epilierer und machte sie zur international führenden Marke für Beautyprodukte für Frauen. Im neuen Millennium hatte Braun großen Erfolg mit dem Cleaning Center «Syncro System» (2000) für Rasierer, das von Roland Ullmann entwickelt wurde, außerdem mit dem Haartrockner «FuturPro» (2002) von Dietrich Lubs, dem Epiliergerät «EverSoft» (2002) von Peter Schneider und Jürgen Greubel, der Haushaltsgeräteserie «Impression» (2004), der Espressomaschine «Tassimo» (2005), dem Haarentferner «bodycruZer» (2008) und den Rasierapparaten der «Series 7» (2010) mit OptiFoil. Heute konzentriert sich Braun auf vier Kernsegmente: «Herrenrasierer» mit Braun-Series-Elektrorasierern, «Haarentfernung» mit Silk-épil-Epilierern, «Satin Hair» mit Haarpflegegeräten sowie «Küche und Haushalt» mit Multiquick-Stabmixern und weiteren nützlichen Küchenhelfern. Für oder als Mitarbeiter bei Braun arbeiteten außer den genannten Designern auch Rido Busse, Richard Fischer, Oliver Grabes (Leiter des Braun Design 2010), Jürgen Greubel, Ullrich Haase, Hartwig Kahlcke, Herbert Lindinger, Ludwig Littmann, Gerd Alfred Müller, Robert Oberheim, Peter Schneider (Director Corporate Design 2006), Florian Seiffert, Roland Ullmann und Reinold Weis. 2006 war ein Team von über 20 Mitarbeitern bei Braun für das Produktdesign weltweit tätig. Darüber hinaus wurden innerhalb der Designabteilung Projekte aus den Bereichen Corporate Identity und Grafik, Visions (Advanced Design und Design Research) und Design PR bearbeitet und betreut. Muttergesellschaft von Braun ist seit 2005 die amerikanische Firma Procter & Gamble. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) www.braun.com | | | | | | | | | | | | | |