| Murx Murx (Hüllwort für umgangsspr. «Murks») bezeichnet im Design ein fehlerhaft konstruiertes Produkt, das leichte oder gravierende Schäden kurzfristig oder auch erst nach vielen Jahren des Gebrauchs zeigt. Nicht synonym mit Murx ist der umgangssprachliche Begriff «Designunfall», der für «misslungene» oder «unansehnliche Form» steht. Zum Murx gehören Materialermüdung bzw. Materialzersetzung (u.a. aufgeweichter Kunststoff) sowie Verfärbungen. Ein berühmtes Beispiel ist Verner Pantons Freischwinger «Side Chair» aus dem Jahr 1967. Vitra stellte die Produktion des Stuhls Ende der 1970er-Jahre ein, da etliche der im Spritzgussverfahren hergestellten Stühle im Laufe der Zeit zerbrachen. Die Probleme wurden erst Anfang der 1980er-Jahre durch das Polyurethan-Hartschaum-Gussverfahren behoben. Auch bei Kunststoffen, die bei der Leuchtenproduktion eingesetzt wurden, traten Schäden erst verspätet auf. So verformten sich beim Lichtsystem «Contacto» (Hersteller: Belux) nach ca. zehn Jahren die Lüftungsschlitze an den Spots. Die beiden Kunststoffaufhängungen für die Nylonfäden an der Leuchte «Titania» (Artemide) wurden brüchig (Produktionszyklus Anfang der 1990er-Jahre), da die extrem heiße 240-Watt-Lampe den Kunststoff im Laufe der Zeit austrocknete. Auch die Oberflächenbeschichtung an den Tasten und Drehknöpfen der Mikrowelle «HMT 75M 521» (Bosch, 2010) löste sich nach wenigen Monaten. Die winzige Rückholfeder an Richard Sappers «Flötenkessel 9091 FM» (Alessi) brach nach ca. 3 Jahren. Murx ist auch der Wandtürstopper «Blomus Entra» von Flöz Industriedesign. Der Gummiprofen am Ende des Stahlkorpus ist nicht weich (wie in der Produktbeschreibung angegeben), sondern knochenhart und lässt sich nicht ohne Weiteres herausziehen! Da der Blomus Entra nur 4 cm lang ist (bei einem Durchmesser von 2,3 cm), kann man ihn nicht richtig greifen. Weder mithilfe eines Messers noch mithilfe einer Schere, zwischen deren Schenkeln man den Blomus klemmt und dann drückt, lässt sich der Gummipropfen herausziehen. Die einzige Möglichkeit, ihn herauszuziehen, besteht darin, den Stahlkorpus in ein heißes Wasserbad zu tauchen, damit der Stahl sich ausdehnt – ein Designdebakel, das seinen Grund im falsch gewählten Material (zu hartes Gummi) hat. Nicht immer leisten die Firmen Ersatz, sodass die erworbenen Objekte nach einem Schaden nicht mehr funktionsfähig sind. Auch unautorisierte Kopien aus China oder Italien (etwa Imitate des Freischwingers von Mart Stam) sorgen in vielen Fällen für Murx. Seit 1977 wird dafür der «Plagiarius» verliehen, ein Negativpreis für unerlaubtes Nachahmen von Entwürfen. Die Auszeichnung geht auf den Designer Rido Busse zurück. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) | | | | | | | | | | | | | |