Le Corbusier (*1887 La Chaux-de-Fonds, †1965 Roquebrune-Cap Martin) Der französisch-schweizerische Architekt, Städteplaner, Maler und Designer Charles-Edouard Jeanneret (seit 1923 Pseudonym Le Corbusier) begann 1900 eine Lehre als Graveur bei Charles L'Eplattenier an der Kunstschule von La Chaux in der Schweiz. 1907 bereiste er Italien, Budapest und Wien und arbeitete anschließend bei Josef Hoffmann. Von 1908 bis 1909 hielt sich Le Corbusier in Paris auf und war für den Architekten Auguste Perret tätig, der ihm grundlegende Einblicke in die Stahlbetonkonstruktion vermittelte. 1909 kehrte Le Corbusier in seine Heimatstadt zurück, aber schon 1910 reiste er nach Deutschland, wo er mit Wolf Dohrn, dem Direktor der Dresdner Werkstätte, zusammentraf. In Berlin lernte er Peter Behrens und Hermann Muthesius kennen, in deren Büro er 1910/11 weitere Erfahrungen sammelte. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs bereiste Le Corbusier Osteuropa und lehrte im Anschluss daran an der Kunstschule in La Chaux. 1917 ließ er sich in Paris nieder, wo er den Maler Amédée Ozenfant kennen gelernt hatte. Mit Ozenfant begeisterte er sich für den Kubismus und den Futurismus und gab mit ihm 1918 das puristische Manifest «Après le cubisme» und ab 1920 (zusammen mit Pierre Jeanneret und Ozenfant) die Purismus-Zeitschrift «L'Esprit Nouveau» heraus. Im Jahre 1928 gehörte Le Corbusier zu den Gründungsmitgliedern der Congrès Internationaux d'Architecture Moderne (CIAM). Zu den frühen architektonischen Plänen Le Corbusiers gehören die «Domino»-Häuser (1914/15), die im Wesentlichen auf Decken, Böden und Stützen reduziert waren und zur Grundlage für industriell entwickelte Fertighäuser wurden, sowie die klassizistische Stahlbetonvilla Schwob in La Chaux. Le Corbusier spielte hier mit den Möglichkeiten des Stahlbetons, der neuartige, feinere Grundrisslösungen zuließ, weil er tragende Wände durch wenige Stützpfeiler ersetzte. Die daraus resultierenden Konstruktionsprinzipien (etwa vom Erdboden durchlaufende Fenster, Pfosten oder neuartige Fassadengestaltung) verwirklichte Le Corbusier erstmals an zwei Wohnhäusern der Stuttgarter Weißenhofsiedlung (1927) und an der Villa Savoye in Poissy (1929-31). Weitere Bauten dieser Periode sind das Nachtasyl der Pariser Heilsarmee (1929) und der Schweizer Studentenpavillon der Cité Universitaire in Paris (1930-32). Le Corbusiers Bauten nach dem Zweiten Weltkrieg sind durch skulpturale Formen, durch eine bewusstere Linienführung und durch die Verwendung von Naturmaterial (Back- und Bruchstein, Ton, Ziegel) gekennzeichnet. Beispiele dieser «organischen Phase» sind die 337 Wohnungen der Unité d'Habitation (1945-52) in Marseille (mit Ladenstraße und Freizeitanlagen) sowie die Häuser in Nantes (1952-57), Berlin (1956/57) und in Meaux (1957-59). Diesen Wohnkomplexen liegt das von Le Corbusier entwickelte Proportionssystem «Modulor» zugrunde. Als Höhepunkte seiner skulpturalen Architektur gelten die Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp (1950-54), das Dominikanerkloster La Tourette in Éveux bei Lyon (1957-60) und der Justizpalast im indischen Chandigarh (1950-56). Ein bedeutendes Spätwerk Le Corbusiers ist das Visual Arts Center (1964) in Cambridge, Massachusetts, und das Krankenhaus in Venedig (1965). Als Designer entwarf Le Corbusier seit 1928 (zusammen mit Charlotte Perriand und seinem Vetter Pierre Jeanneret) Möbel. Sein bekanntestes Stück dürfte die verstellbare Chaiselongue «LC 4» (1928) sein, die aus einem Stahluntergestell, einem verchromten (oder matt lackierten) Stahlrahmen, einer Auflage aus Fell, Leder oder reißfestem Stoff sowie einer Nackenrolle und einem Fußteil aus schwarzem Leder besteht. Ebenfalls aus dem Jahr 1928 stammt der Sessel «LC 3» mit verchromtem, mattschwarzem oder glänzendem Stahlrohrgestell. Die fünf Kissen (aus Leder oder mit Stoffbezug) werden lose in den Rahmen gelegt. Le Corbusiers Tisch «LC 6» (1925/28) hat eine große lang gestreckte Glasplatte und einen Rahmen aus oval geformten Stahl. Als weitere bedeutende Möbel Le Corbusiers gelten der Sessel «LC 1» (1928), der Drehstuhl «LC 7» (1925/28), die Regal-Elemente «Casiers standard» (1935), der Drehhocker «LC 8» (1925/28) sowie der Hocker «LC 9» (1925/28). Darüber hinaus entwarf Le Corbusier Tapeten («Salubra» für die Firma Salubra-Viacroze) und Bildteppiche für die Firma Aubusson. 1964 erwarb die Firma Cassina die weltweiten Exklusivrechte für die Reproduktion von Le Corbusiers Möbeln. 1978 wurde die gesamte Kollektion von Charlotte Perriand überarbeitet, wobei auch farbige Versionen bereits in Produktion befindlicher Möbel eingeführt wurden. In ihrer Kollektion «Cassina I Maestri» bot die italienische Firma Cassina folgende Modelle Le Corbusiers an: «LC 1» bis «LC 4», «LC 6» bis «LC 9», «LC 10-P», «LC 11-P» und die Anbauelemente «LC-Casiers Standard». © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) www.fondationlecorbusier.asso.fr |