| Jongerius, Hella (*1963 De Meern) Die niederländische Produktdesignerin Hella Jongerius studierte von 1988 bis 1993 Industriedesign an der Design Academy in Eindhoven. 1993 nahm sie mit «Droog Design» (der Designplattform für junge niederländische Gestalter) an der Mailänder Möbelmesse teil und trug später mit ihren Objekten – der Vase «Urn» sowie den Waschbecken «Folded Washtub» und «Pushed Washtub» aus Polyurethan – entscheidend zur Bekanntheit von Droog bei. «Form follows concept» statt «Form follows function», hieß ihre Desive. Seit 1998 lehrt Jongerius an der Design Academy in Eindhoven. 2000 gründete sie ihr eigenes Studio – JongeriusLab. Die Designerin, die permanent die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk neu definiert, wurde vor allem durch ihre Entwürfe für Vasen bekannt, bei denen sie etwa Porzellan mit Stickerei kombinierte oder Porzellan und Glas mit Klebeband zusammenfügte. Ihre Objekte brechen mit den Konventionen der Moderne und überraschen durch innovative Materialien (Filzstuhl «Felt Stool», 2000). Bewusst zeigt sie Fingerabdrücke, Dellen oder Gießnähte in ihren Objekten. Sie erinnert an Delfter Blau (Schüsselserie «Majolica» für Royal Tichelaar, 2005) und alte Strickkunst, bringt ein kalkuliert unperfektes «B-Service» auf den Markt oder kombiniert banale Campinggas-Untergestelle mit klassischen Lampenschirmfassungen. In ihrem Nymphenburg-Service setzt sie klassische Dekorationsmotive wie Hasen, Nilpferde oder Rehe in die Teller. In Deutschland wurde Jongerius 2002 einem größeren Publikum durch ihre Ausstellung «Trial and Error» im Passagenprogramm zur Kölner Möbelmesse bekannt. Dort präsentierte sie Regale ihres Studios, die mit Entwürfen, Vormodellen, Fundstücken und Prototypen gefüllt waren. Im selben Jahr sorgte sie mit ihren Polsterstoffentwürfen «Repeat» beim amerikanischen Textilhersteller Maharam für Aufsehen. Dabei überlagerten sich traditionelle Muster mit Text von Produktionsdaten oder Punkten. Das Muster wiederholte sich nicht – wie üblich – alle 30 Zentimeter, sondern erst alle drei Meter. Das verleiht beispielsweise mehreren bezogenen Esszimmerstühlen ein unterschiedliches Aussehen, obwohl sie vom Stoff her zusammengehören. 2013 entwarf sie für Maharam die Stoffkollektionen «Confetti» und Trees» (2013). Für Vitra kreierte Jongerius das Stoffkissen «Bovist» (2005) und das lang gezogene, flache «Polder»-Sofa (2005), bei dem sie sich von der Weite der niederländischen Landschaft inspirieren ließ. Darüber hinaus entwarf sie für Vitra den «Sphere Table» (2013) – eine Halbkugel («Bubble»), die sich an beiden Seiten eines kleinen Holztisches anbringen lässt. Das Plexiglas dämpft die Geräusche und lässt in seiner milchigen Durchsichtigkeit das Sonnenlicht hindurch. 2013 verantwortete Jongerius die neue Farbpalette für die Möbelkollektionen von Jean Prouvé bei Vitra sowie die neue Farbgebung für die Garderobe «Hang it all», die 1953 von Charles und Ray Eames kreiert wurde. Weitere Entwürfe für Vitra: «Office Pets» (2007), «Pocupine Table» (2007) und «Mochi» (2013). Für Ikea ließ sie 2005 in China die Vasen «Jonsberg» in einer Stückzahl von 100000 Exemplaren anfertigen. 2010 entwickelte sie eine Unikat-Serie von 300 farbigen Vasen für Royal Tichelaar Makkum. Darüber hinaus arbeitete Jongerius für Unternehmen wie Cappellini (Stuhl «Kasese Foam Chair», 1999), Royal Tichelaar («Service Soup Set», 1997; Service «T-Set», 2003) oder Swarowski. Jongerius’ Arbeiten werden weltweit in Ausstellungen, Museen und Sammlungen gezeigt. 2004 wurde sie in Paris vom Salon du Meuble als erste Frau zur «Designerin des Jahres» gewählt © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) www.jongeriuslab.com | | | | | | | | | | | | | |