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Designlexikon
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Hollein, Hans

(*30.3.1934 Wien, †24.4.2014)

Der österreichische Architekt und Designer Hans Hollein studierte an der Akademie für Graphische Künste in Wien, wo er 1956 graduiert wurde. Anschließend ging Hollein in die USA und studierte 1958/59 in Chicago am Illinois Institute of Technology und 1959/60 an der University of California in Berkeley. Von 1960 bis 1964 arbeitete Hollein in verschiedenen Architekturbüros in Australien, Südamerika, Schweden und Deutschland und gründete anschließend in Wien ein eigenes Architekturbüro. Von 1965 bis 1970 war er Redakteur der österreichischen Zeitschrift «Bau», von 1967 bis 1976 unterrichtete er an der Kunstakademie Düsseldorf, bis er 1976 einen Ruf an die Wiener Hochschule für Angewandte Kunst für die Leitung einer Meisterklasse für Industrial Design erhielt (eremetiert 2002). Ab 1979 übernahm er weitere Gastprofessuren an der Yale University in New Haven, der University of California, Los Angeles, und der Ohio State University in Columbus. Von 1978–1990 war Hollein der österreichische Kommisar für die Biennale der bildenden Künste in Venedig (1991), von 1991–2000 war er auch österreichischer Kommisar für die Architekturbiennale in Venedig, der er im Jahr 1996 auch als Gesamtdirektor vorstand.

Hollein, der aufgrund seiner Vorliebe für Architekturzitate der Postmoderne zugerechnet wird, baute u.a. das Kerzengeschäft Retti am Kohlmarkt in Wien (1964/65), die Richard Feigen Gallery in New York (1969) sowie das Städtische Museum Abteiberg, Mönchengladbach (1972–1982). Er gestaltete die Media-Linien im olympischen Dorf in München (1972), das Olivetti-Gebäude in Amsterdam (1970), das Museum für Glas und Keramik in Teheran (1977–1978), das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt (1987–91; das – gebaut auf einem dreieckigen Restgrundstück – den Spitznamen «Tortenstück» belam), das Nationalmuseum Ägyptischer Zivilisation in Kairo (1983) sowie das Haas-Haus (1987–1990) in Wien. Sein internationales Renommee mehrte der 2002 eröffnete Vulcania-Erlebnispark in Saint-Ours-les-Roches in der Auvergne. Dort schuf Hollein einen zu großen Teilen unterirdisch angelegten Museumspark, dessen Wahrzeichen ein 37 Meter hoher, außen mit Basalt verkleideter Kegelstumpf ist. In abgelegener Landschaft, inmitten erloschener Vulkane am Fuß des Puy de Dome gräbt sich das Museum auf 1000 Meter Höhe ins Erdinnere.

Zu Holleins bekanntesten visionären Entwürfen zählen «Flugzeugträger in der Landschaft» (1964), «Schattenberg Castle» (1963), ein zur monströsen Burg entwachsener Rolls-Royce-Kühlergrill, sowie das «Mobile Büro» (1969), eine pneumatische Bürozelle aus Kunststoff, in der es sich Hollein mit Reißbrett und Telefon bequem machte. Das aufblasbare Gehäuse war der Prototyp für eine provisorische, transportable Behausung und kam unserer heutigen Lebens- und Arbeitskultur um einige Jahrzehnte zuvor.

Holleins 1967 formulierter Leitsatz «Alles ist Architektur» zog sich wie ein Mantra durch sein Schaffen. Für Arthur Schnitzlers «Komödie der Verführung» (1980) am Wiener Burgtheater zeichnete er das Bühnenbild, für «Traum und Wirklichkeit», im Wiener Künstlerhaus (1985) lieferte er die Ausstellungsgestaltung. Im Juni 2011 realisierte er vor dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe die Arbeit «Car Building» (mehrere übereinander gestapelte ausrangierte VW-Käfer, die vom Himmel auf die Erde fallen schienen).

Als Designer schätzte Hollein hochwertige Materialien wie Edelholz, Marmor und Messing. Er fertigte Objekte für Memphis (etwa den Schreibtisch «Schwarzenberg», 1981), für Alessi (das auf 99 Exemplare limitierte «Tee- und Kaffeeservice in fünf Teilen», 1983) und Munari («Collezione Munari», 1986). 1991 entwarf er für den Wiener Klavierbauer Bösendorfer einen Konzertflügel in geometrischen Formen aus massivem Messing, dessen Deckel an der Innenseite mit 24-karätigem Blattgold ausgelegt war.

Für den italienischen Möbelhersteller Poltrona Frau kreierte Hollein die Chaiselongue «Berggasse Nr. 19», ein Konversationsmöbel aus Holz und Polyurethanpolsterung mit Stoffbezug, dessen Grundkonzept auf ein Möbel aus Sigmund Freuds Behandlungszimmer in Wien zurückgeht. Für die Firma FSB entwarf Hollein eine Kollektion von Türdrückern (Messing poliert oder aus bronzefarbigem Aluminium: «Modell 1103»), für die American Optical Corp., USA kreierte er 1973 mehrere Sonnenbrillen, für M.I.D den Schminktisch «Vanity» (1982), für die Frank Wittmann KG das «Bio-Bett» (1983), für Auras den Beleuchtungskörper «Fuji» (1991). © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)

 

www.hollein.com

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