Castelli-Ferrieri, Anna (*6.8.1920 Mailand, †22.6.2006 Mailand) Die italienische Architektin, Publizistin und Industriedesignerin Anna Castelli-Ferrieri studierte von 1938 bis 1943 am Mailänder Polytechnikum Architektur. 1946/47 war sie Mitherausgeberin der Architekturzeitschrift «Casabella-Construzioni» in Mailand. 1946 gründete sie ihr eigenes Büro in Mailand. Anna Castelli war mit Städteplanung befasst, sie baute Wohn- und Krankenhäuser, Kirchen und Industriegebäude. Für Kartell war sie seit 1966 als künstlerische Leiterin und Designberaterin tätig. Sie kreierte dort Blumenkästen aus ABS (einem plastisch verformbaren Kunststoff) und Polyurethan, Tabletts, Tischaschenbecher, Spiegel («4718» bis «4733»), Wäschekörbe sowie Stapelelemente aus ABS (Serie «4984», die 1973 den Bundespreis Gute Form bekam). Noch heute werden ihr leiterähnlicher Behälter «Tiramisù» sowie ihr Kleiderständer «4787» produziert. Zu einem großen Erfolg wurden ihr Stapelstuhl «4780» (aus thermoplastischem Technopolymer), ihre Tischserie «4581» und ihre Hocker «4822/23/24/25» (1979). Es waren die ersten Kunststoffhocker auf langen Beinen (Höhe der Modelle von 58 bis 88 cm). Da das herkömmliche Polyurethan für die starken Zugspannungen nicht geeignet war, führten Techniker bei Kartell eine Reihe von Versuchen durch, bis das beste Material gefunden war: glasfaserverstärkter Polypropylenschaumstoff. Darin konnten die Metallbeine des Hockers eingelassen werden, da dieses Material hart wie Zement ist und die Stoffe bindet. Anna Castelli-Ferrieri lehrt seit 1987 an der Domus-Akademie, sie war Mitbegründerin und Vorsitzende (1969-71) der Gesellschaft für Industriedesign ADI. Ihre Entwürfe erhielten zahlreiche internationale Preise. 1973 gewannen ihre «Stapelelemente 4970» den deutschen Bundespreis Gute Form, 1979 erhielt sie den Compasso d'Oro, 1982 den Designpreis auf der Kölner Möbelmesse. Anna Castelli gilt als einer der wichtigsten Vertreter des italienischen Designs der 60er-und 70er-Jahre, auch weil sie sich beim Entwerfen nicht nur für Ästhetik, sondern vor allem für Praktikabilität, Serienherstellung und Preiswürdigkeit der Produkte einsetzte. Einige ihrer Arbeiten sind in New York in der ständigen Ausstellung des Museum of Modern Art zu sehen. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) |