| Behrens, Peter (*1868 Hamburg, †1940 Berlin) Der Architekt, Grafikdesigner und Maler Peter Behrens, der als einer der führenden Wegbereiter des modernen Industriedesigns gilt, studierte von 1886 bis 1889 Malerei an der Kunstakademie in Karlsruhe. 1889 setzte er seine Studien in Düsseldorf bei Ferdinand Brütt fort. 1890 ging er nach München und war dort als Maler und Schriftsteller tätig. Er gehörte 1897 zu den Mitbegründern der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk in München. In dieser Phase war er vor allem mit der Umschlaggestaltung von Büchern und Magazinen beschäftigt, etwa mit Otto Julius Bierbaums Literaturmagazinen oder der Zeitschrift «Pan». 1899 wurde Behrens nach Darmstadt berufen, um dort der Künstlerkolonie Mathildenhöhe beizutreten. Er entwarf in dieser Zeit Keramik und arbeitete als künstlerischer Berater für Steinzeugfirmen in Bonn und im Westerwald. In Darmstadt baute er 1901 sein «Peter-Behrens-Haus», das er von der Fassade bis zum Essbesteck selbst gestaltete und das als einziges in Darmstadt nicht von Josef Olbrich entworfen wurde. 1901/02 leitete Behrens Kurse an der Düsseldorfer Kunsthochschule. Im selben Jahr gestaltete er auf der Turiner Ausstellung die deutsche Eingangshalle, deren Möbel mit Lederarbeiten von Georg Hulbe ausgestattet waren. Von 1903 bis 1907 war Behrens Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule. Im Jahre 1906 wurde er von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft mit dem Entwurf von Werbematerial beauftragt und schließlich als künstlerischer Berater engagiert. Sein Aufgabenfeld bei AEG war sehr weit: Er entwarf Fabrikgebäude (1908/09 die AEG-Turbinenhalle in Berlin), Ausstellungsräume, Arbeiterwohnungen, Werbemittel (Kataloge, Preislisten u.Ä.), elektrische Haushaltsgeräte, schließlich die gesamte Corporate Identity. Seine Arbeit für AEG (bis 1914) machte Behrens zum Pionier der modernen Industriekultur. Er konzipierte dort Massenprodukte, die kostengünstig und leicht in Handhabung und Wartung waren, wandte sich dabei künstlerisch vom Jugendstil zur schlichteren, sachlicheren Formensprache des Bauhauses. Ein Beispiel dafür sind seine Serien von Elektrokannen für AEG, die durch ihre sechseckige Form sehr funktional wirken und in ihren verschiedenen Ausführungen als Massenartikel den unterschiedlichen Ansprüchen genügen sollten. 1907 gehörte Behrens zu den Begründern des Deutschen Werkbundes. Neben seiner Beschäftigung mit Glas, Porzellan (Kaffeeservice für die Porzellanmanufaktur Selb, 1910), Schmuck, Möbeln und Silberwaren («Ovale Bratenplatte» für Villeroy & Boch, 1898; Besteck für die Sächsische Metallwarenfabrik, 1902) befasste sich Behrens auch mit dem Entwurf von Leuchten (1900 bis 1903) sowie mit Buchbinderei und Schriftentwürfen. Er kreierte 1908 für Klingspohr/Offenbach vier Schrifttypen: die Behrensschrift sowie die Behrens-Antiqua-, -Kursiv und -Mediäval. Auch das Logo des Insel-Verlags, das Inselschiff, ist ein Entwurf von Behrens. Im Jahre 1910 arbeiteten Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und eine kurze Zeit auch Le Corbusier in Behrens' Büro. 1912 entwarf Behrens eine Möbelserie für Arbeiterwohnungen, die vom Stil her an Biedermeier und Arts & Craft erinnerten. Von 1922 bis 1936 war Behrens Professor für Architektur an der Wiener Akademie der Künste, von 1936 bis zu seinem Tod leitete er die Architektur-Meisterklassen an der Berliner Akademie der Künste. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) | | | | | | | | | | | | | |