| Aisslinger, Werner (*1964 Nördlingen) Der deutsche Designer Werner Aisslinger begann 1987 ein Studium an der Berliner Hochschule der Künste, das er 1993 als Industriedesigner abschloss. Während seines Studiums arbeitete er u.a. bei Jasper Morrison und war Assistent von Ron Arad in dessen One-Off-Studios in London (1989). Von 1989 bis 1990 war Aisslinger Mitarbeiter im Büro für Gestaltung des Berliner Designers Andreas Brandolini, von 1991 bis 1992 arbeitete er im Studio von Michele de Lucchi in Mailand. 1993 gründete er das «Studio Aisslinger» in Berlin. 1995 war Aisslinger Lehrbeauftragter für Design an der HdK Berlin, 1997 Dozent am Lahti Design Institute in Finnland. Seit 1998 ist er Professor für Produkt-/Interiordesign an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Aisslinger verstand sich zu Beginn seiner Karriere als Vertreter des «Autorendesigns», der seine Ideen auch ohne konkreten Auftrag entwickelte, Materialforschung betrieb und Sponsoren suchte. Seine ersten Projekte wurden von italienischen Firmen wie Porro, Zanotta und Cappellini produziert. Bekannt wurde Aisslinger mit dem tulpenförmigen Sessel «Juli» für Cappellini. Der markante Schalenstuhl hat eine Sitzschale mit einem Integralschaum, der bis dahin Autolenkräder abpolsterte. 1996 ging der Stuhl in Serie. Zwei Jahre danach wurde er in die Sammlung des Museum of Modern Art in New York aufgenommen – als erstes deutsches Sitzmöbel seit über 30 Jahren. Dem Experiment mit Polyurethanschaum folgte das nächste im Jahr 1999. Ein Gel-Fahrradsattel eines amerikanischen Herstellers hatte Aisslinger inspiriert, das High-Tech-Material in die Möbelwelt zu transferieren. Gemeinsam mit dem Fahrradsattelhersteller Selle Royal entwickelte er aus dem Polyurethan-Gel Polsterelemente – die Kollektion «Soft Cell» für Zanotta (1999), die u.a. aus einer transluzenten Liege mit wabenartigen Sitzflächen bestand. Diesen Werkstoff setzte Aisslinger 2003 mit seinem «Gel Chair» auch für Cappellini um. Das Gel, aus dem Sitzfläche und Lehne geformt sind, ist auf ein verchromtes Metalluntergestell montiert. Die matt glänzende Gel-Oberfläche ist mit einer Textur versehen, die der menschlichen Haut nachempfunden ist. Je nach Lichteinfall ändern sich Farbe und Erscheinung der «Gel Chairs»; durch die transluzenten Flächen der Stühle wird das organische Gittermuster sichtbar. Die Cappellini-Gel Kollektion, von der Philippe Starck sagt, «dass hier verstanden wurde, dass es nicht notwendig ist zu designen sondern mit einem ausgewogenen Minimum von Nodesign zu experimentieren, das nur dem Material dienen soll», gilt als Quantensprung in der Materialevolution im Design. Weitere Entwürfe schuf Aisslinger u.a. für Porro (Regal «Endless Shelf», 1994), Magis (Regalsystem «Plus Unit», 2000; «Nic Chair», 2003), Interlübke (Containerwagen «Case» und Kommodensystem «Cube», beide 2002), Draenert (Tisch «Loop», 2006), Böwer, Piure, Conmoto und Vitra. Für sein Laminat «Mesh» verformte er Textilwaben dreidimensional am Computer. Mit seiner 2003 fertig gestellten mobilen Wohneinheit «Loftcube» schuf Aisslinger einen futuristischen Wohnwüfel von ca. 36 Quadratmetern. Alle vier Fensterfronten können in Einzelsegmenten partiell entweder transparent, transluzent oder geschlossen ausgeführt werden. Holzlamellen sorgen für eine intime Atmosphäre und dienen als Sonnenschutz bzw. als Lüftungselemente. Die Fassaden bzw. Fensterfronten bestehen aus mattiertem Acrylglas (gefärbt in Orange, Braun oder Hellblau), Kunststoffglas oder Macrolon-Doppelstegplatten. Der Rahmen ist modular aufgebaut und zerlegbar. Die Holzwabenmodule der Decken- und Bodenelemente besitzen eine Kunststoffverkleidung aus vakuumverformtem, weiß beschichtetem Polystyrol. Das Innere des «Loftcubes» wird durch individuell setzbare Wand- und Funktionspaneele gegliedert. In der Version «Living» sind die Bereiche Wohnen, Schlafen, Küche und Bad vorgesehen. Doppelseitig nutzbare (Wand-)Funktionspaneele aus dem Mineralwerkstoff Corian sind das Highlight der Raumgestaltung. Die übrigen Wandpaneele bestehen aus gefärbtem, transluzentem Acrylglas. Aisslingers Entwürfe sind u.a. in der Neuen Sammlung, München, vertreten, im Vitra Design Museum, im Museum of Modern Arts sowie im Metropolitan Museum (beide in New York). Ausgezeichnet wurde Aisslinger u.a. mit dem Design-Plus-Award, dem Bundespreis Produktdesign, dem red dot award, dem Compasso d’Oro sowie dem Blueprint 100% Design Award. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) www.aisslinger.de | | | | | | | | | | | | | |